Eine der größten Herausforderungen in Paarbeziehungen ist es, Konfliktthemen auf konstruktive und respektvolle Weise zu lösen. Dazu gehört insbesondere, negative Kommunikationsmuster zu vermeiden, die der überwiegende Teil von uns im Elternhaus vorgelebt bekommen hat. Sich davon frei zu machen, ist nicht einfach und erfordert daher zum einen den Willen, dies zu tun, zum anderen durchzuhalten, auch wenn es anstrengend ist.
Elterliche Kommunikationsmuster gehören zum ersten, was wir wahrnehmen, und wir neigen dazu, das so Erfahrene als normal zu bewerten. So redet man nun mal miteinander. Was die meisten auf diese Weise erfahren: Kritik und Vorwürfe werden häufiger geäußert als Dankbarkeit und positives Feedback. Treffend auf den Punkt gebracht durch das Bonmot „Nicht kritisiert ist genug gelobt“.
Kritische und vorwurfsvolle Bemerkungen haben die Eigenschaft, in der Du-Form geäußert zu werden (= Du-Botschaft). Damit einher geht das Gefühl des Betroffenen, angegriffen zu werden. Was wiederum eine Abwehrreaktion erzeugt, die unterschiedlich ausfallen kann. Bei manchen ist es Rückzug, für andere wiederum ist Angriff die beste Verteidigung. Was wir auf diese Weise in aller Regel nicht lernen, ist über das zu sprechen, wie es uns mit einem Verhalten oder einer Wortwahl des Partners geht (= Ich-Botschaft). Der Weg hin zu einer Kommunikation über Ich-Botschaften statt über Du-Botschaften erfordert Geduld und Ausdauer, denn wir Lernen nur durch Üben. Und gelegentliches Scheitern. Und dann weiterüben.
Hier sind einige Tipps für ein konstruktives Gespräch über potentielle Konfliktthemen:
- Eine grundlegende Voraussetzung ist ein ruhiger Zeitpunkt, an dem beide Partner entspannt sind. Dafür empfiehlt es sich, den anderen zu fragen, ob er jetzt Zeit und die nötige Ruhe für ein Thema hat, das einem am Herzen liegt (wenn jetzt nicht, wann später). Falls nachgefragt wird, worum es dabei geht, sollte es auch benannt werden.
- Wenn möglich, sollte auch ein eher kritisches Gespräch mit einem positiven Statement begonnen werden. Es muss jedoch authentisch, also ehrlich gemeint sein. Andernfalls merkt es der andere sofort.
- Eine große Herausforderung ist zu beschreiben, wie man sich fühlt, ohne den Partner zu beschuldigen. Genau hier geht es um die oben beschriebenen Ich- und Du-Botschaften. Es kann helfen, sich darauf zu fokussieren, was genau man sich vom Partner wünscht. Darüber sollte man sich schon vor dem Gespräch konkrete Gedanken machen, denn es sollte auch realistisch sein, also die Fähigkeiten und Begrenzungen des Partners berücksichtigen.
- Unerlässlich: auf die eigene Wortwahl und den Tonfall sowie auf die Körpersprache des Partners achten. Sollte man merken, dass der Partner sich durch irgendetwas verletzt fühlt, nachfragen, was es ist. Es fällt einem kein Zacken aus der Krone, wenn man sein Bedauern ausdrückt, den Partner angegriffen oder gar verletzt zu haben. Ohne entsprechende emotionale Zugeständnisse wächst die Gefahr, dass es destruktiv wird. Wie beschrieben greifen schnell Abwehrmechanismen, wenn man sich angegriffen fühlt.
- Zur Klärung von meist unterschiedlichen Perspektiven, Einstellungen oder auch Werten gehört die Offenheit für das Feedback des Partners. In der Regel geht es um differierende Sichtweisen oder abweichende Bewertungen einzelner Aspekte eines Themas. Fragen sind ein gutes Mittel, um die Gedanken und Gefühle des anderen besser zu verstehen. Lieber einmal mehr nachhaken, um sicherzugehen, sich in die Gedankenwelt des anderen auch wirklich hineinversetzen zu können, als die eigene Position nochmal zu wiederholen oder mit Nachdruck zu verstärken.
- Sollte das Gespräch eskalieren, bspw. in Form gegenseitiger Vorwürfe, ist eine Unterbrechung höchst sinnvoll. Jeder Paartherapeut wird dringend dazu raten.