Es gibt zahlreiche Ursachen, die dazu führen können, dass Konflikte nicht mehr gelöst werden können, sondern – im Gegenteil – immer weiter eskalieren. Auf einer tieferen Ebene geht es dabei fast immer um unbefriedigte Bedürfnisse. Dafür gibt es zwei Hauptgründe:

  1. Die Bedürfnisse beider Partner sind so unterschiedlich, dass sich nur schwer eine Schnittmenge finden lässt (z.B. stark differierende Autonomie- und Bindungsbedürfnisse oder sexuelle Vorlieben)
  2. Eine Kommunikation über unterschiedliche Bedürfnisse wird vermieden (z.B. wegen einem starken Harmoniebedürfnis bzw. mangelnder Konfliktfähigkeit)


Ist eine offene, bedürfnisorientierte Kommunikation über die individuellen Wünsche und Grenzen nicht möglich, beginnt mindestens einer, oft genug beide, Schutzmauern aufzubauen. Hinter diesen Mauern wird dann das jeweils eigene Leben so gestaltet, dass sich die Partner mehr und mehr entfremden. Einmal gebaute Schutzmauern sind schwer wieder einzureißen. Meist haben sich zu viele Verletzungen aufgestaut, die zwar hin und wieder vorwurfsvoll angesprochen, aber nicht befriedigend geklärt wurden. Mit dem fehlenden Vertrauen, sich ungeschützt öffnen zu können, droht Kommunikation sich zur psychologischen Kriegsführung zu entwickeln.

Spätestens jetzt müssen die Konflikte, die sich aus den schwer vereinbaren Bedürfnissen ergeben, bearbeitet werden. Andernfalls droht das Zusammenleben des Paares zu einer Wohn- oder Elterngemeinschaft abzudriften. Um nochmal eine neue Basis zu finden, sollten entstandene Verletzungen sowie die jeweiligen Bedürfnisse offen ausgesprochen werden. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei die Fähigkeit, die eigenen Bedürfnissen und die des Partners so weit auszudifferenzieren, dass zum einen Schnittmengen erkannt und zum anderen Kompromisse ermöglicht werden. Einerseits geht es um eigene Wünsche und Sehnsüchte, andererseits um die als Enttäuschung oder Verletzung erlebten Verhaltensmuster des anderen. Oft braucht es dazu Hilfe von außen, weil die damit verbundenen Themen schon so viel verbrannte Erde hinterlassen haben, dass eine Vielzahl von Triggern in die nächste Konfliktspirale führt.