Als ich 2010 mein zweites Berufsleben als Paartherapeut begann, lagen 20 Jahre in einer Bank hinter mir. Meine Schwerpunkte dort: Organisation und Personalführung. Mehrere Jahre war ich für Raumplanung zuständig. Wer sitzt wo? Auf wieviel Fläche? Wie hoch im Gebäude? Mit wieviel Fensterachsen? Eine Wundertüte von gefühlten Wichtigkeiten!
Ich hatte viel mit Menschen zu tun. – Und sie mit mir.
Um in einem größeren Unternehmen Führungskraft zu werden, durchläuft man in aller Regel ein Assessment Center. Neben den Stärken, die für eine entsprechende Position qualifizieren sollen, werden auch Schwächen diagnostiziert. Mein Hauptdefizit wurde klar artikuliert: im sozialen Bereich eine Art Analphabet. Höflich formuliert.
Es begann eine Auseinandersetzung mit allem, was mich geprägt hat. Vor allem natürlich die Beziehungen zu meiner Mutter und zu meinem Vater. Beide jeweils ein Kapitel für sich. Zweimal eine Woche Transaktionsanalyse als erste Konfrontation mit den unsichtbaren Fäden meines Denkens, Fühlens und Handelns.
Meine psychologische Reise durch Bewusstes und Unbewusstes begründete meine Faszination für alles, was unsere Beziehungen ausmacht. Wie und von wem werden wir sowie unser Verhalten geprägt? Welche Muster nehmen wir unreflektiert in jungen Jahren auf und bewegen uns in ihnen (teils über Jahrzehnte, ohne es wahrzunehmen)? Welche Möglichkeiten haben wir, diese Verhaltensmuster zu verändern? Welche Rollen nehmen wir in den verschiedenen Situationen und Stationen unseres Lebens ein? Und welchen Rollen-(Vor)bildern folgen wir dabei?
In meiner therapeutischen Ausbildung habe ich die beiden lange bestimmenden Pole der Psychotherapie kennengelernt: die Verhaltenstherapie und die tiefenpsychologische Therapie. Ein jahrzehntelanger Glaubenskampf, aus dem nach meinem Verständnis als praktikabler Mittelweg die systemische Therapie hervorgegangen ist. Deren Verständnis der menschlichen Psyche sowie den Mustern und Systemen, die sich in Beziehungen herausbilden, leiten meine Sicht auf den Menschen. Genauso wie das, was zwischen Menschen passiert. Den Texten und Videos, die ihr auf diesen Seiten findet, liegt dieses Verständnis zugrunde. Es versucht Antworten auf all die oben genannten Fragen zu finden.
Der Mensch ist ein Mängelwesen mit der unschätzbar wichtigen Fähigkeit zur Selbstreflexion. Daraus folgt für mich, dass wir im besten Fall nie aufhören, uns weiterzuentwickeln.