Das Erkennen von wiederkehrenden Verhaltensmustern in Beziehungen ist ein zentrales Thema in der Paartherapie und -forschung. Viele Experten haben dieses Phänomen untersucht und Hinweise gegeben, wie Paare solche Muster erkennen und durchbrechen können.
Wir unterschätzen oft den Einfluss dieser frühesten Prägungen auf die Gestaltung unserer Beziehungen im Erwachsenenalter. Die Erkenntnis, dass solche Muster existieren und oft tief verwurzelte emotionale Bedürfnisse widerspiegeln, ist ein erster Schritt, sie durchbrechen zu können. Diese Muster besser zu verstehen und zu reflektieren, kann der Schlüssel für konstruktivere und lebendigere Beziehungen sein. Hierzu zunächst einige Anregungen.
- Reflexion und Selbstbeobachtung: Werde dir deiner eigenen Rolle in den Konflikten bewusst. Nimm dir Zeit, um über vergangene Streitigkeiten nachzudenken und Muster zu identifizieren. Dabei kann ein Konflikt-Tagebuch helfen, wiederkehrende Themen und Gefühle zu dokumentieren und zu erkennen.
- Kommunikation: Führe offene Gespräche mit deinem Partner über wahrgenommene Muster und wie jeder dazu beiträgt. Höre dir aufmerksam seine Perspektive auf diese Muster an. Sie wird sich wahrscheinlich von deiner unterscheiden. Beachte, dass es dabei nicht um richtig oder falsch, also um recht haben geht, sondern um gegenseitiges Verständnis von Gefühlen und Bedürfnissen. Auch um das Verständnis der jeweiligen Verletzlichkeiten.
- Deeskalation: Wenn ein Streit emotional zu intensiv wird, ist es für beide Seiten hilfreich, ihn zu unterbrechen. Ein verständnisvoller und zielführender Austausch ist nicht mehr möglich, wenn mindestens einer wütend oder verletzt ist. Lerne daher Techniken zur emotionalen Deeskalation, insb. welche Regeln beim zeitweisen Stopp von Streits hilfreich sind.
Nachfolgend drei Beispiele für innere Programme und deren Auswirkungen, die nicht wenige aus persönlicher Betroffenheit kennen dürften (entweder bei sich selbst ober bei nahestehenden Menschen):
Angst vor Ablehnung oder Verlassenwerden
- Ursprung: Kinder, die Erfahrungen von Ablehnung oder Vernachlässigung gemacht haben, etwa durch abwesende Elternteile oder inkonsistente Zuwendung, können im Erwachsenenalter eine tiefe Angst vor Ablehnung entwickeln.
- Auswirkung: Dies kann zu übermäßigem Klammern in Beziehungen führen, zu einer überwältigenden Angst, verlassen zu werden, oder zu Verhaltensweisen, die darauf abzielen, den Partner um jeden Preis bei sich zu behalten, selbst auf Kosten der eigenen Bedürfnisse und des eigenen Wohlbefindens.
Schwierigkeiten bei Nähe und Intimität
- Ursprung: Kinder, die in einem emotional distanzierten oder kühlen Umfeld aufgewachsen sind, können Schwierigkeiten haben, Nähe und Intimität in ihren Beziehungen als Erwachsene zuzulassen.
- Auswirkung: Dies kann sich in einem Muster des “Vermeidens” äußern, bei dem die Person Mühe hat, sich emotional zu öffnen, oder in Beziehungen auf Distanz bleibt, um sich selbst vor Verletzungen zu schützen.
Konfliktvermeidung
- Ursprung: Kinder, die Zeugen von heftigen Streitigkeiten zwischen den Eltern waren oder bei denen Konflikte stets vermieden wurden, lernen möglicherweise, dass Konflikte gefährlich oder destruktiv sind.
- Auswirkung: Als Erwachsene könnten sie dazu neigen, Konflikte um jeden Preis zu vermeiden, was zu einer Ansammlung ungelöster Probleme führen kann, da sie nicht gelernt haben, Konflikte auf gesunde Weise zu navigieren und zu lösen.
Eine Übersicht von zehn häufig beobachtbaren Beziehungsmustern mit deren Ursprüngen und Auswirkungen findet ihr im folgenden Beitrag (die drei oben Beschriebenen sind dort ebenfalls nochmal aufgeführt):
Beispiele für Beziehungsmuster durch frühe Prägung